An Laurens Eichhörnchen

Novalis (1772 – 1801)

O, Tierchen, das mit Munterkeit
Vor meines Mädchens Fenster springet
Und dem sie selbst voll Sorgsamkeit
Im weißen Händchen Futter bringet,

Das Sprünge macht wie Pantalon,
Durch seine Späße sie vergnüget
Und seiner Drolligkeit zum Lohn
Von ihr geliebt im Schoße lieget,

Das an ihr hängt, dem Busen nah,
Und ihre Rosenwangen lecket
Und das oft viele Reize sah,
Die meinem Späherblick verstecket.

Sonst bin ich wohl vom Neide frei,
Doch hier da muß ich dich beneiden,
Sie koset dich und liebt dich treu,
Bei mir verhöhnt sie meine Leiden.

O lächelte mir doch das Glück,
Ließ einen Tag mich in dich fahren,
Denn mich begnügte nicht ein Blick,
Sie würde Ledas Los erfahren.

Mal ein Tag als Eichhörnchen … wie würde sich das wohl anfühlen?