erschienen in „Einfach Ja – Zeitschrift für Meditation, Kreativität und Heilung“ Ausgabe Februar/März 2016


Ich bin eine Summerin.

In mir summt und brummt es die ganze Zeit. Nein, es ist kein Tinnitus. Es kommt mehr von Innen. Ich spüre es mehr, als dass ich es höre.

Das war schon immer so. Manchmal sehr zum Leidwesen meiner Umgebung. Denn oft passierte es, dass meine innere Klanglandschaft sich unwillkürlich ausdrückte. Dann summt es nicht mehr nur IN mir.

Mein Opa, vom Krieg hörgeschädigt und auf einem Ohr fast taub, fand das Geräusch wohl eher lästig. Er hat nicht verstanden, dass ich das Summen nicht kontrollieren konnte. Ich wollte ja! Aber sobald ich mich entspannte war’s mit der Stille vorbei. Er war bestimmt immer sehr froh, wenn ich wieder abreiste.

Andere dachten, ich sei fröhlich. Auch das ein Irrtum. Es war eher so wie bei einer Katze, die auch und gerade beim Tierarzt schnurrt. Aber vielleicht hat das nur meine Katze gemacht – aus Seelenverwandtschaft. Allgemein behaupten will ich hier nichts.

Und …?

Heute bin ich erwachsen. Immer noch ist mein innerer Klang quietschlebendig. Ich lasse ihn oft laut werden. Einfach so zum Spaß. Oder auch bewusst, weil ich fühle und weiß, dass er etwas bewirkt. In letzter Zeit ist neu, dass ich Farben singen könnte. Eine Landschaft fühlt sich an wie eine ganze Sinfonie.

Vielleicht mache ich das mal und versuche, eine Landschaft zu singen. Irgendwas kommt, da bin ich mir sicher. Es geht ganz einfach. Ich verbinde mich über die Kernfrequenz meines Herzens und lasse die Töne kommen. Das hat wenig mit machen und viel mit geschehen lassen zu tun.

Die Töne sind übrigens keinesfalls immer schön. Je nachdem worauf ich mich einschwinge kommt alles Mögliche. Klar, manchmal sind die Melodien richtig schön. Ruhige getragene Gesänge. Pfiffig hüpfende Tönchen. Fröhlich plätschernde Klangwellen.

Aber manchmal! Selbst wenn meine Stimme viel schöner wäre als sie ist – keine Chance. Besonders wenn ich in Heilbehandlungen mit Menschen arbeite, die viel Schmerz und Kummer in sich tragen, entfaltet sich ein wahrer Höllensound. Keuchen, Husten, Kotzgeräusche. Schräges Brummen, unharmonische Tonfolgen. Gefährliches Wispern, verzweifelte Schreie, wütendes Knurren. Schnarren, Schnalzen, Schnaufen.

Und es gibt alles dazwischen. Wispern, Seufzen oder lautes Gähnen. Sinnlose Silben, Quatschsprache. Pfeifen, hohes Trillern. Schnalzlaute, Zischen, Pusten.

Was soll das?

Gute Frage. So wie ich es verstehe, geht es hier um Resonanz. Wie bei dem Experiment im Musikunterricht, bei dem eine Gitarrensaite durch den richtigen Klang ohne Berührung zum Schwingen gebracht wird. Nur dass hier jetzt die Schwelle zwischen innerem und äußerem Klang überschritten wird.

Durch die Geräusche, für die ich das Radio spiele, kann sich etwas ausdrücken. Es erfährt Anerkennung. Auch scheinbar Hässliches darf da sein. Es darf gehört sein. Durch dieses sanfte Ja und die Einbettung in die Herzfrequenz bewegt sich dann alles von alleine in Richtung einer höheren Ordnung.

Es ist sehr einfach. Die natürliche Magie von Klang, der aus dem Innersten des Herzens aufsteigt.