Normalerweise ist viel Krach, Unruhe, Un-Stille in unserem Leben, oder? Da ist der physische Krach: vom Autoverkehr über Radio und Rasenmäher des Nachbarn bis zum Schnarchen in der Nacht. Leidet man gar unter Tinnitus – wie das bei knapp drei Millionen Deutschen der Fall ist – gehen die Geräusche so gut wie nie weg.
Und dann gibt es noch den anderen „Krach“: Konflikte mit Mitmenschen hier und dort.
Bin ich dann endlich – ohne das alles – alleine zum Beispiel in der Natur, summt und brummt es im Kopf weiter, oder?
Ja – „die Stille in mir“ – wozu eigentlich?
Also insgesamt recht wenig Stille. Wenn es uns damit gut geht … wunderbar. Leider ist das für viele nicht so: jeder Dritte in Deutschland gibt an, unter Dauerstress zu leiden.
Und wer kennt das nicht? Manchmal wird einfach alles zu viel.
Chronisch wird der Stress allerdings erst, wenn die Häufigkeit und Intensität von Stressbelastungen die vorhandenen individuellen Möglichkeiten zur Stressbewältigung dauerhaft übersteigen. Darunter leiden dann der Stoffwechsel und das Immunsystem sowie Herz und Kreislauf. Wir verlieren unseren guten Schlaf und das Gehirn hat Probleme mit seinen Lern-, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozessen. Es macht also Sinn, darauf zu achten, dass der Stress nicht überhand nimmt.
Achtsam in die Stille zurückkehren
Um Stress abzubauen und unsere Gesundheit auf allen Ebenen zu fördern können wir auf bewährte Methoden zurückgreifen. Moderne Achtsamkeitstrainings, die aufgrund ihrer positiven Wirkung auf die physische und psychische Gesundheit inzwischen auch im Arbeitskontext angeboten werden, beruhen oft auf den alterprobten Techniken.
Achtsamkeit meint dabei nichts anderes als absichtsvoll die Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment zu halten und einfach wahrzunehmen was IST. Wichtig ist dabei, bei der einfachen Wahrnehmung stehen zu bleiben und jede weitere Verarbeitung der Sinnesreize aktiv zu unterlassen. Es mag sein, dass irgendeine automatische gedankliche Weiteraufbereitung abläuft – als Übende(r) unterlasse ich es aber bewusst, diese mit meiner Aufmerksamkeit zu begleiten. Meine innere Aufmerksamkeit darf den Gedankenfluss streifen, hakt sich jedoch dort nicht fest.
Achtsamkeitstrainings stärken die Selbstregulation und fördern im Einzelnen:
- die Aufmerksamkeit und die Fokussierung: Wir lernen dabei beispielsweise Störreize auszublenden oder in Gesprächen aufmerksam zuzuhören.
- die Fähigkeit, gesund mit Emotionen umzugehen: Wir lernen Gefühle wahrzunehmen und richtig einzuordnen, anstatt unmittelbar und unreflektiert zu reagieren.
- die Fähigkeit seiner selbst gewahr zu werden: Wir lernen durch bewusstes Gedankenwandern mit uns selbst in Kontakt zu kommen.
Ein solches Achtsamkeitstraining bietet beispielsweise die MBSR-Methode, ein von Jon Kabat-Zinn entwickeltes Programm zur achtsamkeitsbasierten Stressbewältigung. Dieses Programm ist inzwischen sehr weit verbreitet und es gibt eine Fülle von Wirksamkeitsstudien in allen möglichen Einsatzbereichen.
Es macht auf jeden Fall gesundheitlich gesehen Sinn, unsere Achtsamkeit zu trainieren. Das ist aber noch nicht alles. Das Training kann uns helfen unserer selbst mehr bewusst zu werden. Übend erobern wir uns den Zugang zu dem Wesen, das wir im Inneren wirklich sind. So können wir die Inspiration und Geborgenheit auch tatsächlich erfahren, die aus dieser inneren Quelle unaufhörlich – wenn auch meist unbemerkt – fließen. Das ist der Zustand der Präsenz – wir ruhen angebunden und gegenwärtig im Moment wie ein Kind, das selbstvergessen im Bach Dämme baut. Solche Momente öffnen das Tor … zur „Stille in mir“.
So ist nicht nur die Stille selbst – also der tiefe Kontakt mit unserem eigenen inneren Kernselbst – erstrebenswert, sondern auch der Weg dorthin hält viele Geschenke für uns bereit.
Eines der schönsten Stille-Meditationsobjekte ist unser eigener Atem. Er wiegt uns. Er führt uns in den natürlichen Fluss von Geben und Nehmen. Im Atem reist wunderschön und natürlich unsere innere Weisheit immer mit. Was meinst du? Wollen wir den Atem nutzen und in die Präsenz und die innere Stille reisen? Es lebt sich gut im Auge des Sturms. Hast du Lust?
Stille – so komme ich dahin
Mache es dir gemütlich … im Liegen, Sitzen oder Stehen. Sitzen ist meist gut, weil es oft entspannter sein kann als Stehen. Gleichzeitig bleibst du da eher wach als im Liegen. Und: du bist frei. Mache es so, wie es für DICH JETZT passt. Probiere einfach aus. So oder so sollte deine Haltung so ruhig sein, wie jetzt möglich.