erschienen in „Einfach Ja – Zeitschrift für Meditation, Kreativität und Heilung“ Ausgabe April/Mai 2015


 

2014. Fast einhundert Menschen im Trance Tanz Presenter Training sitzen erwartungsvoll aufgeregt auf dem Boden. Wir haben schon zwei Tage getanzt. Musik, Atmen, Bewegen, wobei die äußere Form bedeutungslos ist. Es geht um innere Erfahrungen, und in diesem speziellen Trance Tanz um Festhalten und Loslassen. Mein Thema.

Ich lege meine Augenbinde an und lausche dem tiefen Klang des OM, der aus den riesigen Boxen kommt. In meinem Bauch vibriert es. Ich spüre meinen Herzschlag. Der Trance Tanz Leiter lädt uns ein tief zu atmen und uns im Sitzen selbst festzuhalten. Ok, das kann ich. Ich umfasse meine Beine und halte mich. Sofort kommen erste Zweifel. Was, wenn ich mit meiner unbändigen Kraft die ganze Zeit festhalten kann? Vor meinem inneren Auge tauchen sofort Situationen aus meinem Leben auf, in denen ich festhalte. Die Musik beginnt, doch diesmal keine Trommelrhythmen wie sonst, eher Geräusche, ein furchterregender Klangteppich aus düsteren Tönen. Ich höre, wie andere Teilnehmer beginnen, schmerzerfüllt zu schreien und zu tönen. Sollte ich das auch tun? Kann ich das überhaupt? Ich umklammere meine Beine fester. Die Schreie und das Weinen um mich herum werden lauter. Oder sind es die Klänge von der CD? In mir spüre ich Ehrgeiz, noch lange festhalten zu wollen. Durch die Atmung fühle ich mich immer stärker. Loslassen? Kann ich nicht. Aber ich soll doch! Wieder ist der Punkt da, wo ich mich frage, ob ich richtig bin, wie ich bin. Müsste ich anders sein? Die anderen haben bestimmt schon losgelassen. Ändere ich gerade mein Verhalten, weil ich glaube, dass es so erwartet wird? Darf ich auch einfach weiter festhalten?

Ja, hier ist der Raum dafür. Und dann merke ich, was meine Herausforderung ist. Wut. Darf sie da sein? Innere Bilder, Filme laufen ab und verschwinden wieder. Die Musik fühlt sich an wie ein Höllenhorrortrip. Meine Armmuskulatur brennt, aber aus der Wut entsteht noch mehr Kraft, die sich plötzlich in tiefen, wütenden Schreien äußert. Ich höre mich und zweifle ob ich es bin. Zwischendurch versucht mein Verstand zu analysieren, wo ich hinfalle wenn ich jetzt loslasse. Ich weiß nicht was ich bewusst tue und was einfach so geschieht, ohne dass ich es steuern kann.

Und dann wird es ruhig in mir. Meine Muskeln scheinen zu schmelzen, jahrelang festgehaltene Spannungen lösen sich, mein Körper beginnt zu kribbeln. Ich sinke langsam zu Boden und sehe die Wut, die sich im Weggehen lächelnd bei mir bedankt. Ich wälze mich lachend am Boden und es fließen Tränen. Ich fühle mich als würde ich Fliegen Fallen und Getragen sein gleichzeitig.

Rhythmuswechsel. Ich werde bewegt von einer inneren Kraft. Ich mache Bewegungen, die ich mir und meinem Körper nie zugetraut hätte. Ohne Anstrengung, kraftvolle Leichtigkeit. Freiheit. Stundenlang.

Danach sehe ich das freudige Leuchten in den Augen der anderen. Alles leuchtet. Ich auch.

 

Unseren aktuellen Trance Tanz Termin findest du im Terminkalender hier.