Wünsche

Ludwig Bechstein (1801-1860)

Wer ein Flügelroß doch hätte,
Sich zu schwingen himmelan
Ueber Wälder, Berge, Städte!
Oder einen Wolkenkahn,
Mit dem Adler in die Wette,
Luft, in deinem Ozean
Hinzusegeln kühn und hoch!
O wer solches hätte doch!

Bald im Abendroth sich wiegend,
Niedersinkend mit dem Thau;
Bald im hellen Aether fliegend,
Bald im düstern Nebelgrau,
Ueber Donnerwolken, siegend;
Schwimmend bald im ew’gen Blau,
Sich in Strahlen badend rein,
Welche Wonne müßt‘ es sein!

Eitle Wünsche, kühne Dränger
Meiner Seele, senkt den Flug!
Sehne dich, o Herz, nicht länger
Nach der Wolken fernem Zug.
Lebt ein Flugroß doch dem Sänger,
Das zum Himmel oft ihn trug,
Hoch empor mit Adlerschwung:
Phantasie — Begeisterung.

Phantasie – Begeisterung … ohne die beiden würde etwas Wichtiges fehlen, oder?